Eine magische Welt voller Geheimnissen und Gefahren!
Im Lande Araga - die Bürde des Schicksals Prolog - Das Sternengebilde Ein schneidendes, heiseres Gelächter hallte durch die Gastwirtschaft. Mürrisch blickte der Wirt in die Runde, nur um schnell wieder die Augen zu senken, als er sah, von wem das Gelächter stammte. Der Schwarzdorn grinste schadenfroh und unterdrückte ein weiteres Lachen. Er strich über seinen dunklen, spitz zulaufenden Bart, der bis auf seine Brust hinabfiel, wo er in einem gefährlich aussehenden Stachelring endete. Sein Blick nahm voll boshafter Freude sein gequältes Gegenüber gefangen. „Wolfram, du elendes Wiesel, hast du das Geschenk vergessen, das ich dir gemacht habe?“, erklang seine scharfe Stimme, während die giftigen Worte wie ein Schatten über den Boden krochen und Wolfram hinab in die Finsternis zogen. Seit jenem Draga bist du mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, dachte der Schwarzdorn zufrieden und seine Augen funkelten wie glühende Kohlen in der Dunkelheit. Ein düsteres Lächeln umspielte seine Lippen und seine harten Augen durchdrangen sein Gegenüber wie ein scharfer Dolch. Sein Opfer machte ein unglückliches Gesicht, sank noch mehr in sich zusammen, während seine Augen ängstlich umherhuschten, als suchten sie nach einer Möglichkeit zur Flucht. Der Schwarzdorn folgte ihrem maushaften Weg durch den Raum. Die beiden saßen in einer Nische, die nur schwer einsehbar war. Das schummrige Licht einer qualmenden Öllampe warf gespenstische Schatten an die Wände des Gasthauses „Zum vollen Krug“. Im düsteren Tal hinter dem Nordpass wurde es bereits dunkel, obwohl der Nachmittag in hellem Licht hätte antreffen sollen. Trostlose Gestalten hockten unter den vom Ruß tiefschwarz verfärbten Holzbalken. Ein runtergebranntes Holzstück glomm im steinernen Kamin vor sich hin, verbreitete nur wenig Wärme, dafür umso mehr Rauch. Qualm waberte in dichten Schlieren durch den Raum und kratze in der Lunge. Neben dem Geruch von Verbranntem roch es nach saurem Bier, altem Schweiß und frühem Tod. Der Wirt mit verhärmtem Gesicht und stumpfem Blick wischte mit einem schmutzigen Tuch lustlos an einem Krug herum, der bereits mehrere Sprünge aufwies. Der Schwarzdorn ließ seinen Blick wieder zurückgleiten. Wolfram zuckte unruhig auf der Eckbank umher und sein Oberlippenbart zitterte, wie bei einer Maus, die ahnte, dass eine Katze sie gewittert hatte. Der Schwarzdorn grinste wölfisch. „Du kannst gut mit deinem Messer umgehen.“ Er schlug seine Zähne in ein Stück verbranntes, knorpeliges Fleisch. Der Schein der Öllampe ließ die Ringe an seinen kräftigen Händen glitzern. Mit der Fleischkeule hieb er blitzartig durch die Luft, als wolle er jemanden erstechen. „Schnelle Finger sind gut fürs Geschäft.“ Mit einem Ruck warf er den halb abgenagten Knochen vor sich auf den Teller und sah zufrieden, wie Wolfram zusammenzuckte und sich nervös über die schiefen Vorderzähne leckte. Bratenfett glänzte in einem Mundwinkel des Schwarzdorns und ließ den Bart an dieser Stelle noch dunkler erscheinen. Seine fettigen Finger wischte er an der teuren, mit silbernen Zeichen bestickten Kleidung über seinem hervorstehenden Bauch ab, die sich von den einfachen, schlecht gegerbten Fellen Wolframs deutlich abhob. „Die eigenen Leute kaltblütig ermorden“, er verstummte und zog die Augenbrauen hoch, „und dann noch auf diese intime Art. Du bist ein Mann nach meinem Geschmack. Deswegen habe ich dir etwas sehr Wertvolles geschenkt und dafür solltest du mir nun einen kleinen Gefallen tun.“ Seine Stimme war fordernd und drohend zugleich, als er weitersprach: „Hast du es dabei?“ Wolfram schwieg lieber und presste die Lippen aufeinander wie ein gescholtenes Kind, sodass nur noch ein schmaler, blasser Strich zu sehen war und der Ansatz seiner schiefen Zähne hervorlugte. „Was ist nun?“, polterte der Schwarzdorn ungeduldig. „Herr, es gab Schwierigkeiten …“, rang Wolfram mit Worten und leckte sich fahrig über die schiefen Vorderzähne. Die Augen des Schwarzdorns wurden schmal, seine Stimme leise und gefährlich: „Was soll das heißen? Hast du es nun dabei oder nicht?“ „Doch, ich habe es dabei“, beeilte sich Wolfram zu sagen. „Aber …“ Sein Gegenüber unterbrach ihn rüde: „Worauf wartest du noch? Zeig her! Alles andere interessiert mich nicht!“ Zähneknirschend klaubte Wolfram einen sternenförmigen, tiefschwarzen Gegenstand und ein altes vergilbtes Pergament, bedeckt mit Blutspritzern, aus seiner verdreckten Kleidung. „Konntest du nicht besser aufpassen?“, sprach der Schwarzdorn. Aber seine Stimme hatte ihre Schärfe verloren und er schien Wolfram gar nicht mehr richtig wahrzunehmen; sein Blick war fest auf den Gegenstand gerichtet. In der Mitte es schweren, abgewetzten Tischs lag nun dieses merkwürdige, geheimnisvolle Ding. Es war etwa faustgroß und von einer undurchdringlichen Schwärze. Seine Form war sternenförmig, mit sieben scharfen Zacken. Nervös leckte sich Wolfram über die Lippen und schob den Gegenstand und das seltsame vergilbte Pergament widerwillig über den verschmierten Tisch, als müsse er sich überwinden, es abzugeben. Das Gesicht des Schwarzdorns zuckte. Behutsam, fast liebevoll, nahm er das merkwürdige Sternengebilde und betrachtete es eingehend. Als er es in die Hand nahm, spürte er sein ungewöhnliches Gewicht, das in mehrfacher Hinsicht schwer wog. Es war nicht nur das physische Gewicht, das sein Herz schneller schlagen ließ. Es war die Ahnung, dass dieser Gegenstand, so klein er auch sein mochte, eine große Macht in sich trug. Während er das geheimnisvolle Ding betrachtete, konnte er spüren, wie sich eine seltsame Kraft in der Luft manifestierte. Der rauchige Wirtshausdunst schien sich zusammenzuballen, als sei eine fremde Präsenz anwesend. Es war, als würde sie eine geheime Botschaft flüstern, die nur von wenigen Auserwählten gehört werden konnte. Es hatte ihn viel Arbeit und Hinterlist gekostet, an diesen Punkt zu gelangen. Ohne erkennbaren Grund drückte er einige Stellen des dunklen Sternengebildes. Ein geheimnisvolles bläuliches Glimmen umhüllte dieses nun, als ob es eine Verbindung zu einer anderen Welt oder einer uralten Magie besitze. Ein seltsamer Glanz spiegelte sich in den Augen des Schwarzdorns wider. Vorsichtig steckte er das schwarze Sternenmetall in einen dunkelblauen Beutel mit silbernen Ornamenten. Anschließend nahm er drei Pergamentabschnitte aus einem Beutel hervor, an denen sichtlich der Zahn der Zeit genagt hatte und legte sie zu dem blutbespritzten Pergament auf dem Tisch. Sie passten perfekt zusammen. Er vertiefte sich in die Zeichnungen auf ihnen. Aufregung erfasste den Schwarzdorn: Der Geschichtenerzähler Rerum hat tatsächlich Recht behalten! Und ich hatte beinahe selbst nicht mehr daran geglaubt. Die Pergamente waren eng beschriftet. Der Schwarzdorn konnte sie nicht vollständig entziffern und in dem schummrigen Licht musste er sich tief über die zerknitterten Pergamente beugen, die an diesem trostlosen Ort merkwürdig fahl wirkten. Sein Rücken war krumm und angespannt, die Augen zusammengekniffen, seine Hände wie Klauen um die Papiere geschlossen. Die zerrissenen Zettel waren bedeckt mit seltsamen Zeichnungen, merkwürdigen Gebilden, die mit geheimnisvollen Zeichen und Runen versehen waren. Die Linien ergaben eine Schrift, geschrieben in einer uralten Sprache und selbst die wenigen, die des Lesens mächtig waren, hätten nicht verstehen können, was die kleinen Buchstaben sagen wollten. Aber der Schwarzdorn hatte die Sprache nur für diesen Augenblick gelernt. Die Schrift war an den meisten Stellen eckig und schnörkellos, an anderen dagegen filigran geschwungen. Es bewies, dass sowohl Elfen als auch Zwerge an der Anleitung geschrieben hatten. Der Schwarzdorn knirschte mit den Zähnen. Einige Blutspritzer verbargen wichtige Stellen vor ihm. Ohne die Kenntnis über die Passagen konnte das gesamte Schriftstück wertlos werden. Zornig starrte er darauf. Er war des Rätsels Lösung näher denn je. Seine Augen verrieten eine Mischung aus ungeduldiger Freude und Anspannung, aber auch Wut und Enttäuschung. Anspannung wuchs in ihm. Am liebsten hätte er geschrien. Seine Stirn lag in Falten, während sich sein Blick in das Pergament bohrte, als könnte er es damit zwingen, seine Geheimnisse preiszugeben. Ein Klirren von der Theke ließ ihn auffahren. Fluchend ließ der Wirt den zersprungenen Krug fallen und lutschte am Schnitt in seiner Hand, aus der träge Blut hervorquoll. Der Schwarzdorn brütete vor sich hin und murmelte: „Ich habe die Gabe und dennoch Es ergibt alles Sinn, was Rerum sagte.“ Erinnerungen stiegen aus dem Nebel der Vergangenheit empor. Er dachte an den geheimnisvollen Mann und an die erste Begegnung mit dem Geschichtenerzähler. Wolframs Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „War das eine Rüstung, die auf den Zeichnungen abgebildet war? Ging es um Magie?“, fragte Wolfram wissbegierig. Er schien seine anfängliche Furcht verloren zu haben. Scharf blickte der Schwarzdorn Wolfram an. Seine Stimme war nur ein Zischen: „Wer denkst du, wer du bist, dass ich dich in meine Geheimnisse einweihen würde?“ Wolfram duckte sich, wie ein vom Herrn geprügelter Hund, doch seine Mundwinkel zuckten und auf seinen Wangen tauchten Flecken auf. Er schien zu überlegen und ein eigenartiges Glitzern trat in seine Augen, das der Schwarzdorn nicht recht deuten konnte. Wolfram flüsterte etwas. Aber seine leisen Worte gingen unter, als die schwere Holztür zur Kaschemme aufgerissen wurde. Schnee und eisige Kälte drangen ein. Von draußen hörte der Schwarzdorn Rufe und Gebrüll. Er richtete sich auf. Seine Sinne waren mit einem Mal geschärft. Was war da los? Ein kalter Luftzug erreichte ihn. Der Schwarzdorn schnupperte: Es roch nach Feuer und nach … Blut! Einen Moment noch blieb der Türrahmen leer, ehe ein großer Nordmann in den Raum wankte, nur um mit lautem Getöse auf die Dielen zu stürzen. Langsam hob der Nordmann seinen Kopf und der Schwarzdorn schauderte. Irgendetwas hatte seinen halben Schädel weggerissen. Es wurde ungewöhnlich still im Wirtshaus, als der Mann mit einem letzten Todesröcheln flüsterte: „Es kam von den Bergen. In eine schwarze Rüstung gehüllt. Mit einer schwarzen, gezackten Krone …“ Entsetzt über diese Worte riss der Schwarzdorn die Augen auf. Der Verletzte verstummte endgültig, sein Kopf fiel auf den schmutzigen Boden, um ihn breitete sich eine Blutlache aus. Dem Schwarzdorn flirrten die Gedanken. Es kam, wie es der Geschichtenerzähler Rerum dem Schwarzdorn vorausgesagt hatte. Aber es ging alles zu schnell. Er sackte kurz in sich zusammen, während sich der größte und wildeste Mann, den er je zu Gesicht bekommen hatte, von der Theke erhob. Todmacher der riesige, breite Kerl in den stinkenden, halb gegerbten Fellen grollte wie ein Tier unverständliche Laute mit einem merkwürdigen Akzent und grinste ein schiefes Lächeln, das die Narbe in seinem Gesicht verzerrte. Dann griff er mit einer Hand mühelos nach dem gewaltigen Zweihänder. Das Herz schlug dem Schwarzdorn hart in seiner Brust und er betrachtete hilflos den Hünen, dem sein fettiges schwarzes Haar ins grobe Gesicht fiel. Eine große Narbe lief über seine Wange, eine zweite über seine Stirn, und sie waren umgeben von den zahllosen Kerben und Kratern kleinerer Wunden. Die Nase war platt geschlagen, leicht zur Seite geknickt. Ein Ohr fehlte halb und am Hals waren deutliche Bissspuren zu erkennen. Langsam schritt der grobschlächtige Kerl mit der Waffe zur Tür, durch die Blutlache und über den Toten hinweg. Mit einem heftigen Fußtritt stieß Todmacher die Tür aus den Angeln und Lärm und Gerüche eines Gefechtes drangen herein. Die Schreie von Verletzen brachten den Schwarzdorn wieder zu sich. Er schüttelte sich und klaubte hastig die Pergamentfetzen zusammen, um sie in aller Eile mit dem Sternengegenstand im dunkelblauen Beutel verschwinden zu lassen. Erst jetzt wurde ihm die ganze Tragweite bewusst und mit einem Mal wurde ihm schlecht vor Angst. Zodiak ist hier. Ich muss schleunigst das Weite suchen. Aus den Augenwinkeln sah er Wolfram, der sich über die schiefen Vorderzähne leckte und jeder seiner Bewegungen mit vor Gier glitzernden Augen folgte. Neugierig geworden?
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