Auf dem flachen Ende des Steins saß eine seltsam verkrüppelte, gebeugte Gestalt. Das Haupt war gesenkt und der bucklige Rücken wölbte sich nach oben, wie bei einer fauchenden Katze. Das Wesen war in eine schlichte, verblichene Kutte gehüllt. Auffällig an der gräulichen, bereits verschlissenen Kleidung war lediglich das Tuch auf der Brust, welches einen faustgroßen, sternenförmigen, tiefschwarzen Gegenstand abbildete, mit sieben scharfen Zacken. Es war die einzige Stelle, die deutlich weniger abgetragen wirkte als der Rest seiner Kleidung. Doch mehr noch als das Symbol auf der Kleidung wurde Olivia von den sehnigen, entblößten Armen angezogen, auf denen nach vorne ausgestreckt die Standarte lag. Die Haut der Arme war bleich, fast weiß, als würde das Wesen kaum Sonnenlicht sehen und endeten in Stümpfen ohne Hände. Bläuliche Adern traten ebenso wie Muskeln und Sehnen von den ausgedörrten, abgemagerten Armen hervor. Sie schauderte und ließ ihren Blick zu der Standarte wandern, die unruhig im Wind schnalzte. Die dornenbesetzte tiefschwarze Krone auf der Flagge schien zu glühen. Olivia spürte eine bedrückende Präsenz von der Standarte oder dem Wesen ausgehen. „Sei wachsam!“, hauchte Feh. Vorsichtig näherten sie sich dem gebeugten Fremden. Mit Schrecken stellte Olivia fest, dass ihm weitere Gliedmaßen fehlten und dort, wo seine Beine hätten sein sollen, nur Leere vorzufinden war. Es musste ihn ungeheure Willenskraft kosten, das Gleichgewicht zu halten, um nicht von dem dunklen Stein zu fallen. Und noch etwas wurde Olivia bewusst: Es war der Person unmöglich, ohne fremde Hilfe von diesem Ort zu verschwinden. Die verkrüppelte Gestalt begann mit einem merkwürdig rollenden Akzent zu sprechen: „Ich bin der Geweihte, der Aufseher und Schutzbefohlene des Reliktes! Ich bin der Hohepriester der Standarte! Was wollt ihr hier?“ Neugierig geworden, wie es weitergeht?

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