Eine magische Welt voller Geheimnissen und Gefahren!
„Unsere Feinde sind böse!“, stieß sie zornig aus.
„Vorneweg die Wargs und Zaroks.“
„Natürlich sind sie es!“, sprach Fin, der am Lagerfeuer saß,
um das herum der Schnee geschmolzen war.
Er schnitt Gemüse und Fleisch, warf es in den Topf, der
über dem Feuer vor sich hin köchelte. Der Duft des
Eintopfs zog über die Lichtung und Olivia lief das Wasser
im Mund zusammen.
Nachdenklich wiegte Spex den Kopf. „Das kann ich nicht
bestreiten, obwohl es aus ihrer Sicht vermutlich eine
andere Begründung gibt.“
Ehe sie noch mehr sagen konnte, kam der Leprak
herangeschritten und sie hörte seine tiefe Stimme in
ihrem Kopf.
„Die Wargs sind ein kriegerisches Volk. Aber deswegen
sind sie nicht böse.“ Er stupste Olivia an. „Das ist ein
wichtiger Unterschied und eines Dragas wirst du den
Unterschied begreifen.“
„Was ist mit den Zaroks?“, Olivia dachte an die zwei
Gestalten, die sie umgebracht hatte, mithilfe ihres
Dolches und der Anwendung von Magie.
„Die Zaroks sind deutlich verschlagener als die Wargs. Sie
scheinen das Leid anderer zu genießen. Aber Begriffe wie
Gut und Böse … das sind auch Diskussionen für andere
Zeiten.“
„Das ist doch hanebüchener Unsinn!“, polterte Fin. „Wie
könnt ihr unsere Feinde verteidigen, während wir immer
noch mit den Folgen ihrer Verbrechen zu kämpfen
haben!?“
Mit Schwung warf er ein Fleischstück in den Topf und das
heiße Wasser spritzte auf.
Olivia musste ihm widerwillig recht geben. „Als ich die
Verletzungen von Schlôth gesehen habe, da habe ich so
tiefen Hass verspürt auf diejenigen, die ihm das angetan
haben“, flüsterte Olivia tonlos. „Ich verspüre ihn noch
immer.“
Spex neigte den Kopf zur Seite und jenes Zittern ging
durch seinen Körper, das Olivia schon häufiger
beobachtet hatte. Dieses Mal dauerte es länger an und ihr
entging nicht, wie geschwächt der Elf wirkte.
Seine Stimme war heiser, als er sprach: „Ich kenne dieses
Gefühl sehr gut. Vor etwas mehr als vier Zyklen wurden
meine Gefährtin Leéi und mein Vater Feldôwin ermordet.
Ich habe mir immer eingeredet, dass es das Schlimmste
sei, dass ich nicht wusste, wer dafür verantwortlich war.
Heute bin ich mir unsicher, ob es mich nicht vor
Schlimmerem bewahrt hat.“
Fahrig wischte er sich über die Stirn und schien seine
Gedanken zu sortieren. Seine Finger zitterten, die Pause
dehnte sich aus, doch Olivia wagte nicht, etwas zu sagen.
Dann sprach er weiter mit belegter Stimme, die Olivia
zeigte, wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen: „Drei
Zyklen später ereilte Libitor das gleiche Schicksal, aber er
stellte die Verantwortlichen. Was er mit den Mördern
seiner Familie machte, war …“ Er brach ab und die Gefühle
schienen ihn zu übermannen.
Fin grummelte nur, aber enthielt sich eines Kommentars.
Mit tonloser, leicht zitternder Stimme fuhr Spex fort: „Es
war schrecklich! Unsagbar grausam! Belassen wir es
dabei! Jedes andere Wesen konnte von diesem Zeitpunkt
an mit Fug und Recht behaupten, dass Libitors Taten böse
waren.“
„Waren sie es denn nicht?“, fragte Olivia vorsichtig nach.
„Natürlich waren sie es! Abgrundtief böse! Mein guter und
treuer Freund wandelte sich vom freundlichen Elfen zum
düsteren Alb. Ich habe es immer wieder versucht, aber ich
kann ihn nicht mehr erreichen. Er veränderte sein ganzes
Wesen, um Rache zu üben, und der Zeitpunkt ist verpasst,
an dem diese Veränderungen noch rückgängig gemacht
werden könnten. Was mich daran mit am meisten
erschreckte, war der Umstand, dass ich vielleicht genauso
gehandelt hätte.“
Spex schüttelte den Kopf und vergrub sein Gesicht in
seinen Händen.
„Aber das hast du nicht“, grollte die Stimme des Leprak in
ihren Köpfen.
Spex hob seinen Blick und in seinen Augen schimmerte es
feucht.
„Nein, das habe ich nicht. Aber an jenem Draga habe ich
erkannt, dass in uns allen tiefe Abgründe stecken und das
Böse, wenn man es so nennen will, in jedem von uns
schlummert. Der Hass ist nur allzu oft das Tor, durch das
sich das schlummernde Böse einen Weg an die Oberfläche
bahnt.“
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